Selbsthilfe im allgemeinen

Selbsthilfe und Selbsthilfegruppen sind auf der ganzen Welt ein enormes Standbein für eine funktionierende Gesundheit.

Selbsthilfe – Was ist das? Für wen ist das? Wer macht das?

 

Natürlich ist Selbsthilfe mit Mühe, Ehrgeiz und Wissen der jeweiligen Krankheit verbunden. Auch hat nicht jeder die Fähigkeit, solch eine Gruppe zu leiten und sie am laufen zu halten. Die Selbsthilfegruppe muss so organisiert werden, dass Entscheidungen von allen anwesenden Mitgliedern gemeinsam getroffen werden. Dies ist ein sehr gutes Prinzip, kann aber auch Schwierigkeiten mit sich bringen. Denn allgemeine Veränderungen und Probleme müssen immer wieder gelöst werden. Man sollte also flexibel sein, und eine Selbsthilfegruppe an die neuen Anforderungen anpassen. Auch sollte man darauf achten, dass sie nicht mehr als ein Dutzend Mitglieder umfasst. Denn in dieser Größe kann ein Gruppengespräch ohne Probleme geführt werden. Veränderungen sind normal, das ist ein Zeichen der Anpassung und Erneuerung.

 

Ohne Leitung geht es aber nicht, er ist nur für einen guten Ablauf der Diskussionen zuständig. Die Leitung ist aber nicht nur für eine Person gedacht  (Bei virtuellen Gruppe kann die Gruppe natürlich größer sein, hier sind die Admin`s für eine Ordnung zuständig).  Für Selbsthilfegruppen ist es passender, Verantwortung aller Mitglieder Aufgaben und Funktionen für die Gruppe zu sorgen, die von allen übernommen werden kann. Zum Beispiel könnten mehrere Leute die Gruppensitzung eröffnen, neu Hinzugekommene begrüßen und die Gruppensitzung wieder beenden. Man kann gar nicht oft genug betonen, wie wichtig es ist, dass sich möglichst viele Mitglieder in der Gruppe an den Aufgaben die zu erledigen sind, beteiligen sollten. Das kann für eine Gruppe nur gut sein, es können dadurch sogar Freundschaften entstehen. Wenn nur ein Gruppenleiter da ist und alles alleine regelt, kann es für die Gruppe „langweilig“ werden. Denn Wichtigtuer sind für eine SH gar nicht gut.  

 

Am besten gelingt die Arbeit in einer Selbsthilfegruppe wohl dann, wenn das Geben und Nehmen bei allen etwa gleich ist. Selbstverständlich spielen hier auch begrenzte Möglichkeiten durch eine Erkrankung oder Behinderung, plötzliche Einschränkungen durch veränderte Lebensumstände und unterschiedliche Talente, Erfahrungen und Neigungen eine Rolle.

 

Im  allgemeinen ist es so, dass ältere Menschen gerne kommen, aber jüngere die Selbsthilfegruppe eher meiden. Sei es aus Scham oder Unwissenheit, vielleicht sogar aus dem Glauben dass es schon wieder von alleine besser wird.

 

Ist die jetzige Form der Selbsthilfegruppen ein Auslaufmodell?

 

Wenn das so wäre, müsste ein Umdenken in der ganzen Selbsthilfe geschehen. Brief- und Telefonketten mit einem festen Kreis von Mitwirkenden sind dafür ein eher vergangenes Organisationsmodell. Wenn also in der Nähe wenige und auch überregional nicht viele Menschen interessiert sind, dann besteht die Gefahr einer Schließung der Gruppe. Oder man muss sich der wandelnden zeitgemäßen Situation anpassen. Dabei geht es um mehr als nur um eine gelungene Öffentlichkeitsarbeit, um Interessierte zu erreichen und für eine Selbsthilfearbeit zu begeistern. Vielmehr wird dabei immer häufiger auch die Frage gestellt, ob und wie sich die Selbsthilfe in Zukunft neu ausrichten kann, um in einer sich stark wandelnden Gesellschaft eine erfolgreiche Selbsthilfearbeit weiterhin attraktiv bleiben kann.

 

Generationenwechsel in der Selbsthilfe

 

Unter den Stichworten Generationenwechsel und Generationenwandel werden in der Selbsthilfe verschiedene Herausforderungen diskutiert:  Frage einer guten Gestaltung des Generationenwechsels in der Selbsthilfe ist nicht nur für ein gelingendes Miteinander zu sehen, die funktionierende Zusammenarbeit muss auch geänderte Möglichkeiten Anforderungen, Arbeitsmittel und Inhalte berücksichtigen, um die Zukunft der Selbsthilfebewegung zeitgemäß einzurichten. Man muß wachsam sein und sich den aktuellen Umständen anpassen, so gut es eben geht. In vielen Selbsthilfeorganisationen und Gruppen hat deswegen ein Diskussionsprozess über das eigene Ausrichten der Selbsthifegruppen begonnen. Heutzutage wird immer mehr das Internet genutzt. Aber auch hier sind Gruppenleiter, oder besser gesagt, Administratoren für die gute Verständigung sehr wichtig. Sie müssen dafür sorgen, dass vom Thema nicht abgeschweift wird.  Im Internet tauschen Interessierte Betroffene ihre Erfahrungen und Informationen aus. Sie unterstützen sich gegenseitig und stellen Solidarität her.

 

Es gibt Menschen, die eine „virtuelle“ Begegnung und den Austausch im Internet der Teilnahme an einer „realen“ Selbsthilfegruppe vorziehen, andere entwickeln Mischformen von virtuellen und realen Treffen. Manche bauen im Netz auch Informationsseiten und Homepages auf, um wissenswertes zu verbreiten. Sie überlegen Sich mit den anderen, die in der Gruppe mitmachen (wollen) worauf es Ihnen ankommt, welchen Weg Sie einschlagen und welche Schwerpunkte Sie setzen. Selbsthilfeinitiativen organisieren sich selbst und bestimmen über ihre Ziele und ihr Vorgehen. Viele sind dafür aufgeschlossen, ja manche wünschen es sogar, dass sich nicht nur Betroffene sondern auch Interessierte mitwirken. Das können Eltern und Freunde sein, sie könnten sogar ganz neue Erfahrungen einbringen. Aber man muß auch hier sehr aufpassen, dass kein Fremder in der Gruppe Zugriff bekommt. Hier müssen die Administratoren besonders darauf achten, dass kein Unfug in der Gruppe geschrieben wird. Es gibt also schon Möglichkeiten eine Selbsthilfe zu organisiereren die auch funktioniert. Hier ergibt sich sogar die Chance, dass öfters miteinander geredet wird. Auch die Gruppenräume würden hier wegfallen, das wäre auch ein positiver Punkt. In der jetzigen Corona- Zeit muss man flexibel sein und sich der Situation anpassen. Wenn jedes Mitglied einen Internetzugang besitzen würde, wäre schon viel erreicht.

 

Debattiert werden in diesem Zusammenhang die Schwierigkeiten vieler Selbsthilfegruppen, neue Mitglieder zu gewinnen, oder die Probleme, geeignete Nachfolger für Leitungsaufgaben zu finden. Das gilt für reale und virtuelle „Unterhaltungen“.  Generationenwechsel meint aber auch die Frage, wie jüngere Menschen für die Vereinsarbeit eingegliedert werden sollen bzw modernere Kommunikation in Selbsthilfegruppen integriert werden können, Junge Leute haben mit der neuen Internetmöglichkeit gute Erfahrung  und dadurch könnte reale oder virtuelle Formen des Austausches als Selbsthilfe möglich sein. Gerade junge Epileptiker, oder welche die nur „kleinere“ Formen der Epilepsie haben, trauen sich oft nicht sich zu outen. Aber genau hier können sich Junge und ältere Menschen näher kommen. Die Jungen könnten den Älteren beim Internet helfen und die Älteren könnten ihre Erfahrungen austauschen. Das wäre eine enorme Bereicherung der Selbsthilfearbeit und für alle wünschenswert.  Besonders bedeutsam sind solche Austauschnetze im Internet für Menschen mit körperlicher Behinderung oder bei seltenen Erkrankungen und Problemen.

 

Das größte Problem wird sein, alte und junge Leute zusammenzubringen. Denn ältere Leute ab 70 Jahren haben meistens keinen Computer. Und da sind wir alle gefordert, eine vernünftige Lösung zu finden. Denn Jung und Alt brauchen Epilepsie-Selbsthilfe, aber sie könnten sich untereinander helfen.  Das könnte eine wunderbare Zusammenarbeit werden.    

 

 Gerade Epileptiker können in dieser Zeit in ein „Loch“ fallen

 

Und gerade Einsamkeit ist da nicht gut, man muss Gespräche führen. Natürlich anders als gewohnt, telefonieren, Home Office, Neurologen oder andere Möglichkeiten sind hier gute Vorschläge. Möglichkeiten und Hilfen von jungen Leuten kann hier zu einer guten Zusammenarbeit führen. Wir möchten auf keinen Fall, dass wir uns aus den Augen verlieren. Denn Selbsthifearbeit kann man auf verschiedene Art und Weise machen.                                  

 

Auch Informationsabende mit guten Referenten und Freizeitgestaltung der Gruppen sind offene Fragen, die gelöst werden müssen. Denn Videokonferenzen sind für gute Informationsveranstaltungen kein befriedigender Ersatz. Das wird für viele ein größeres Problem, das zu lösen ist. Denn eine Videounterhaltung kann nur eine „Krücke“ sein. Sie kann eine normale Zusammenkunft nicht ersetzen. Auch hier muß man Lösungen finden, in Zusammenarbeit mit den Ärzten müsste das möglich sein. Deswegen kann man nur hoffen, dass die Corona-Pandemie bald zu Ende ist. Aber wir müssen uns darauf einstellen, dass es nie wieder wie vorher wird. Aber solche neue Wege sind eine große Chance, dass auch die Öffentlichkeit mehr von unserer Krankheit erfährt. Neue Wege zu suchen, wird in Zukunft die Aufgabe sein.

 

Auch die Selbsthilfeunterstützungseinrichtungen haben sich des Themas angenommen:

 

Auf Tagungen, in Seminaren, Workshops und Projekten wird darüber nachgedacht, wie die Arbeit der Selbsthilfeorganisation sowie der Generationenwechsel mit seinen unterschiedlichen Facetten sinnvoll begleitet und unterstützt werden kann. Mit gemeinsamer Unterstützung kann so etwas bewältigt werden.

 

Die gegenwärtige Lage verlangt aber von jedem eine besondere Anstrengung, es wird nichts mehr wie es einmal war. Das ist für viele eine beängstige Zeit, für manchen eine Katastrophe. Jetzt ist Demut und Hoffnung auf das Gute gefragt. Fangen wir was Neues an, vielleicht wird es viel schöner als vorher. Aber groß herumlamentieren bringt nichts, neue Ideen und Wege sind jetzt gefragt.

 

Ich wünsche allen viel Mut und Gelassenheit für die kommende Zeit.

 

Dieter Schmidt

 

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Roswitha Dörr (Freitag, 20 November 2020 12:18)

    Hallo Dieter, vielen Dank für Deinen interessanten Blog gerade zu diesem Thema. Hier liegt vieles im Argen und Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.
    Ich hoffe nur, dass so manche "Querdenker" sich Deine Zeilen zu Herzen nehmen und endlich umsetzen!
    Liebe Grüße
    Roswitha Dörr

  • #2

    dieter (Freitag, 20 November 2020 19:54)

    Schön dass das Thema gelesen wird, da habe ich wenigstens Dich erreicht Roswitha. Das ist schon mal ein Erfolg. Es ist richtig, dch habe immerhin was gemachtass Epilepsie-Selbsthilfegruppen sowas lesen oder sogar besser machen könnten. Aber ich denke meine HP erreicht viel zu wenige Leute, aber ich habe immerhin etwas gemacht.
    Lieber Gruß
    Dieter