Notarzt-Krankenhaus-Epilepsie

Vielen von uns Epilepsiekranken bleibt oft keine Wahl, als mit dem Krankenwagen in die Klinik transportiert zu werden. Man ist ja bei einem «Grand-mal» nicht bei Bewusstsein und kann nichts dagegen tun.  Aber ist das zum grössten Teil überhaupt nötig? Ich habe die traurige Erfahrung gemacht, dass inkompetente Notärzte und und später auch die behandelnden Aerzte im Krankenhaus völlig überfordert waren.

Selbst der hinzugezogene Neurologe stellte öfter falsche Diagnosen oder Entscheidungen. Obwohl ich immer einen Notfallausweis bei mir habe, wurde er nie verlangt. Statt mich ausruhen zu lassen, wurde ich mit Diazepam (Valium) gespritzt.

 

Das hatte einmal ganz fatale Folgen: Der Notarzt gab mir Diazepam und im Krankenhaus bekam ich nochmal Diazepam, ich war anschliessend 2 Tage orientierungslos, schwindlig und lief wie ein Junkie durch die Gegend. Ich irrte im ganzen Krankenhaus herum und fand nicht mehr mein Krankenzimmer.  Es wurde sogar ein Rettungshubschrauber eingesetzt um mich zu suchen. Glücklicherweise erkannte mich der behandelnde Arzt im Fahrstuhl, die Erleichterung war im anzusehen. Ich war ca. 5 Stunden «vermisst». Das alles kostete viel Geld und auch die ganze Belegschaft der zuständigen Station kam in Panik.

 

Sind die Aerzte überfordert, oder haben sie schlicht wenig Ahnung von Epilepsie? Ich will die Aerzte und Neurologen nicht verteufeln, sie machen das bestimmt nicht mit Absicht. Aber in den Krankenhäusern herrscht Aerztemangel, das ist ein Grund für die katastrophale Behandlung. Und Besserung ist leider nicht in Sicht, denn Sparmassnahmen sind scheinbar wichtiger. Wenn man sich aber in den umliegenden Ländern in Europa und in der ganzen Welt umsieht, so sind wir in Deutschland noch gut versorgt.

 

Epilepsie ist auch bei Allgemeinärzten nicht so bekannt, was mich sehr nachdenklich stimmt. Auch meine behandelnde  Epilelepileptologin  ist oftmals auf «probiererei» angewiesen, obwohl wir eine vertrauensvolle Behandlung führen. Sie vertraut meinen (und meiner Frau) Schilderungen, gibt die bestmöglichsten Ratschläge die bei einer Epilepsiebehandlung zur Zeit möglich sind. Aber sie zeigt mir auch die Grenzen der Behandlung auf, das finde ich gut, denn nicht jeder Arzt sagt gerne, dass hier das Ende der Behandlungsmöglichkeiten erreicht ist. Auch meine Hausärztin sagte mir, dass sie von Epilepsie nicht viel versteht, das machte sie mir sympathisch. Deshalb gehe ich gern zu ihr, denn sie sagt klipp und klar die Wahrheit. Ganz ehrlich gesagt konnte sie von mir mehr über Epilepsie erfahren , denn 63 Jahre Epilepsieerfahrung kann auch hier sehr hilfreich sein.

 

Das mag für manchen teilweise erschreckend sein, aber bei der Epilepsiebehandlung steckt man noch in den Kinderschuhen. Die tatsächlich wirksamen Medikamente wurden nur durch Zufall entdeckt: Bromid, Phenobarbital und Valbroat wurden schon im vergangenen frühen Jahrhundert verwendet, hatten aber enorme Nebenwirkungen  Das sind aber «Uraltmedikamente» die heute fast nicht mehr auf dem Markt sind. Die Wirkung war aber fast genau so gut, wie die heutigen Medikamente. Da hat sich fast nichts verändert, aber die Nebenwirkungen wurden verbessert, dazu kam noch die verbesserten Untersuchungsmöglichkeit (MRT, EEG, CT) damit konnte man den Anfallsherd erkennen. Auch die die Epilepsiechirurgie wurde auch sehr verbessert.

 

Heute sind viele verschiedene Arzneien auf dem Markt die die Krankheit zwar nicht heilen, aber die Wahrscheinlichkeit senken, dass epileptische Anfälle auftreten. Die Medikamente wirken als "Anfallsblocker" (Antikonvulsiva) – allerdings nur dann, wenn sie wirklich regelmäßig wie verordnet eingenommen werden.

 

Man kann also nur auf den nächsten «Zufall» hoffen, um entscheidente Verbesserungen zu erreichen.

 

Das ist aber meine eigene Meinung, Forscher und Epileptologen werden hier anderer Meinung sein.

 

Um nochmal auf den Krankenhausaufenthalt zu kommen: Da liegen manche Dinge im Argen, sei es im persönlichen Gespräch mit dem Patienten und dem Grundwissen und dem Einfühlungsvermögen der jeweiligen Aerzte. Man kommt sich als «Ware» vor und das ist sehr bedenklich.

 

Bei meinem letzten Aufenthalt im Krankenhaus hatte ich ein übles «Erlebnis». Ich lag im Bett und hatte plötzlich starken Harndrang, um einnässen zu verhindern bewegte ich mich mit dem Unterkörper auf und ab. Da ich nicht reden konnte (ich war noch im Aurazustand und mein Sprachzentrum war blockiert), werteten die Aerzte das als Anfall und ich bekam wieder eine Notfallspritze. Die Folge war, dass ich einnässte da die Muskulatur dadurch schwächer wurde. Das war für mich sehr peinlich, aber das gehört auch zum Krankheitsbild dazu. Die Pfleger meinten, das hätte ich absichtlich gemacht. Solche Erfahrungen trauen sich die wenigsten Epileptiker auszusprechen, dabei können sie gar nichts dafür. Aufklärung und darüber sprechen tut auch unter Aerzten Not.

 

Aber die Aezte dürfen den Eid des Hyppogrates nicht aufgeben, er steht für Ethik, Wohl und Wissen für alle.

 

https://www.wma.net/policies-post/wma-declaration-of-geneva/

 

Deutsche Uebersetzung:

Das Versprechen des Arztes

ALS MITGLIED DES MEDIZINISCHEN BERUFS:

Ich verpflichte mich EINMAL, mein Leben dem Dienst der Menschheit zu widmen.

Die Gesundheit und das Wohlbefinden meines Patienten werden meine erste Überlegung sein;

Ich werde die Autonomie und Würde meines Patienten respektieren.

Ich werde den größten Respekt für das menschliche Leben bewahren.

Ich werde keine Überlegungen zu Alter, Krankheit oder Behinderung, Glaubensbekenntnis, 

ethnischer Herkunft, Geschlecht, Nationalität, politischer Zugehörigkeit, Rasse, sexueller

Orientierung, sozialer Stellung oder einem anderen Faktor zulassen, der zwischen meiner

Pflicht und meinem Patienten eingreift. Ich werde die mir anvertrauten Geheimnisse auch nach dem Tod des Patienten respektieren. Ich werde meinen Beruf mit Gewissen und Würde und in Übereinstimmung mit der guten

medizinischen Praxis ausüben. Ich werde die Ehre und die edlen Traditionen der Ärzteschaft fördern. Ich werde meinen Lehrern, Kollegen und Schülern den Respekt und die Dankbarkeit geben,

die ihnen gebührt. Ich werde mein medizinisches Wissen zum Wohle des Patienten und zur Förderung der

Gesundheitsversorgung teilen. Ich werde auf meine eigene Gesundheit, mein Wohlbefinden und meine Fähigkeiten achten,

um für Pflege auf höchstem Niveau zu sorgen. Ich werde mein medizinisches Wissen NICHT verwenden, um Menschenrechte und bürgerliche

Freiheiten zu verletzen, selbst wenn diese bedroht sind. Ich mache diese Versprechen feierlich, frei und auf meine Ehre.

 

 

 

Die neue Fassung verpflichtet Mediziner, Wissen zum Wohl der Patienten mit ihren Kollegen zu teilen.

 

Wenn Wissenschaft und Politik diese neue Fassung durchsetzen und praktizieren würden, dann wäre ein grosser Schritt getan. Aber das ist auch wieder mit Zuschüssen verbunden, es ist schwierig so etwas zu erreichen.

 

 Vom dem französischen Dichter Moliere stammt dieser Leitspruch:

 

Wir sind nicht nur für unser Tun verantwortlich,

 

sondern auch für das was wir nicht tun.

Gott sei Dank haben sich einige gute Kliniken dazu entschlossen, sich mit dem Patienten intensiver zu beschäftigen, anscheinend haben sie sich hier von den Homöopathen etwas abgeguckt. Aber das kostet Zeit und die haben die meisten nicht. Schade, sehr schade. Man brauch sich daher nicht wundern, wenn sich viele der alternativen Medizin zuwenden. Bei Homöopathen und Heilpraktikern ist ein ausführliches Gespräch ganz normal. Das kostet zwar viel mehr Geld, aber betuchte Menschen können sich so etwas leisten. Die normalen Kassenpatienten können von so einer Behandlung nur träumen, denn teure Behandlungen können sich die allerwenigsten leisten. denn Krankenkassen unterstützen hier auch nicht, obwohl es für jeden von Vorteil wäre.

 

Zusammenarbeit zwischen der Schulmedizin und der alternativen Medizin wäre die beste Lösung, aber das wird wahrscheinlich ein Traum bleiben. Denn guter Verdienst ist scheinbar wichtiger, als Menschen aus allen Schichten zu helfen. Schade, sehr schade.

 

Hier noch ein Zitat von                                                                                                Platon:                                                                                                                                                  "Das ist der größte Fehler bei der Behandlung von Krankheiten, dass es Ärzte für den Körper und Ärzte für die Seele gibt, wo beides doch nicht getrennt werden kann" 

 

Wenn das in unseren Köpfen verinnerlicht und auch in die Tat umgesetzt würde, wäre eine Verbesserung möglich. Denn Glaube und Liebe ist ein grosses Gut, das brauch nicht mal die Krankenkasse bezahlen und hat auch keine Nebenwirkungen.

 

Ich möchte aber ausdrücklich erwähnen, dass Aerzte Menschen sind. Und Menschen machen Fehler, egal in welchem Beruf jemand arbeitet. Das ist Wirklichkeit, Realität und Normalität. Diese Tatsache sollte man nie aus den Augen verlieren und auch berücksichtigen, denn kein Mensch ist perfekt. Sie tun bestimmt ihr Bestes, aber Aerzte sind auch nur bis zu einer gewissen Grenze belastbar. Und ein überlasteter Arzt kann dann ganz schlimme Fehler machen, die teilweise nicht wieder gutzumachen sind.  

                                                     

Ich wünsche Ihnen einen guten Arzt,                                                                                                    Euer Dieter Schmidt                                                                                                                          

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Kommentare: 3
  • #1

    Ute Werner (Donnerstag, 19 September 2019 13:31)

    Genau so ist es! Ich denke, jeder einzelne Betroffene odet Angehöriger hat nach langer Leidenszeit mehr Ahnung von oder über diese Erkrankung als die meissten Ärzte. Wir selbst haben da katastrophale Erfahrungen machen müssen, und das bei einer Epileptologin! Sogar Dinge, die inoffiziellen Büchern standen hat sie weder gewusst oder eben verlacht. Ist das nicht gruselig? Man verdient ab dieser Krankheit gut...weil man sie ja eh nicht heilen kann und jede Fehlbehandlung zu keinem Problem führt wegen falscher Behandlung! Es gibt keinen Standard und daher nicht richtig oder falsch... Im Prinzip kann jeder, der Pillen verschreiben darf damit " behandeln" auf Probieren....und genauso stellt es sich dar. Nur wer es noch kann, sich selbst zu bilden zu dieser Krankheit hat eine Chance das richtige Mittel zu finden, auch alternativ...Beste Grüsse UW. ( Mutter eines Betroffenen 17 jährigen)

  • #2

    Anja (Donnerstag, 26 September 2019 09:29)

    Ich denke, ein großer Aspekt ist tatsächlich die Überlastung der Ärzte und des Pflegepersonals und zum anderen die Auswahl der auszubildenden Ärzte. Es fehlen Ärzte und es fehlt Pflegepersonal. Dass man nach in Deutschland üblichen Horrordiensten (normale Arbeitszeiten kennt hier kaum Einer) nur noch begrenzt fähig ist, sich intensiv mit den Patienten zu beschäftigen, muss nicht wundern. Übermüdete Ärzte und Pfleger sind an der Tagesordnung. In kaum einem anderen Job würde man diese Arbeitszeiten- und Gegebenheiten hinnehmen. Meine Tochter arbeitet jetzt in der Schweiz und dort funktioniert es komplett anders.

    Natürlich liegt auch viel an dem finanziellen Rahmen. Privatisierte Kliniken möchten Profit, der Kranke ist die Einnahmequelle. Ich persönlich empfinde das als sehr unglücklich, es liegt aber in der Natur der Sache, wenn private Firmen Kliniken betreiben.

    Gerade letzte Woche gab man bekannt, dass ein kleines beliebtes Krankenhaus (kirchlicher Träger), seine Geburtsstation schließen muss. Dieses kleine Haus hatte jährlich fast genauso viele Geburten wie das große Klinikum in der Stadt. Weil man dort Mensch war, nicht Patient. Weil Schwestern und Hebammen sich kümmern konnten, weil natürliche Geburten und Nachsorge ganz groß geschrieben wurde. Seit über 30 Jahren war dies die erste Anlaufstelle für familiäre Geburten und Gynäkologie. Was ist passiert? Das Geld ist passiert. Die Versicherungen verlangen horrende Beiträge für die Hebammen und Belegärzte sind auch nicht genügend zu finden.

    Überall auf dem Land herrscht Ärztemangel. Liegt es vielleicht daran, dass junge talentierte Bewerber nicht zum Studium zugelassen werden, weil ihr Numerus Clausus nicht ganz so perfekt ist? Ich kann das nicht beurteilen, manchmal schleicht sich dieser Gedanke aber ein, wenn ich den jungen Mann sehe, der sich nichts sehnlicher wünscht als ein Medizinstudium, aber auf Wartelistennummer xxx steht.

    Mit Epilepsie hat das von mir geschriebene nicht wirklich etwas zu tun, eher am System insgesamt. Weil ich tatsächlich glaube, dass es dort schon hakt. Dass Epilepsie eine besondere Herausforderung ist, das will ich aber auch nicht von der Hand weisen, das habe ich selbst schon genug erlebt.

  • #3

    Dieter (Donnerstag, 26 September 2019 10:22)

    danke Ute und Anja,
    ihr beide bestätigt meinen Blog....leider. Wie Anja schon sagte, das war früher besser. (ich verwende diesen Pauschalsatz ungern, aber hier stimmt er leider). Klar sind alle anderen Kranke genau so betroffen, aber diese Misere liegt wie erwähnt am Geld und an der Personalknappheit. Das stört die Verantwortlichen wenig genau, der Profit ist wichtiger. Ich kenne eine gute Bekannte, die war jahrelang leitende Schwester im Klinikum. Jetzt ist sie mit den Nerven am Ende hat gekündigt und den Beruf gewechselt. So ekelt man qualifizierte Leute aus dem Beruf. In der öffentlichen Wirtschaft wären die meisten Krankenhäuser schon längst pleite. Hier ist der Staat gefragt, aber da passiert nichts oder die Zuschussgelder fliessen in andere Kassen. Leider werden unser Hilferufe von den zuständigen Leuten ignoriert. Ich habe da ein Thema angestossen, das fast alle angeht, nicht nur Epileptikern. Aber ich hatte soooo einen dicken Hals, das musste ich sagen
    Lieber Gruss Dieter