Epilepsie und Einsamkeit

Als Einsamkeit bezeichnet meist die Empfindung, von anderen Menschen getrennt und abgeschieden zu sein, kann aber auch als Bezeichnung für besonders dünn besiedelte und meist abgelegene Gegenden sein. Oft wird mit Einsamkeit eine negative  Normabweichung oder ein Mangel verbunden, mitunter werden damit aber auch positive Aspekte in Zusammenhang gebracht, beispielsweise im Sinne einer geistigen Erholungsstrategie, die Gedanken ordnen oder Kreativität entwickeln bzw. fördern kann. Eremiten z.B. suchen förmlich diese Einsamkeit, um ihre seelischen und geistigen Vorstellungen zu verwirklichen.
Einsamkeit ist an und für sich etwas Schönes, man genießt die Ruhe, die Natur und die ganzen Wunder dieser Erde. Das alles ist aber geplant und ausgesucht, man kann ja jederzeit wieder zurück in die „wirkliche“ Welt. Der Rückzug aus dem Alltag kann auch als heilende Flucht gesehen werden, um seine Gedanken wieder in Ordnung zu bringen. Die meisten von uns praktizieren es kurzzeitig,das ist aber schlicht Urlaub vom Alltag oder Erholung und Regeneration für Körper, Geist und Seele.
Aber es gibt auch Einsamkeit, die aus bestimmten Situationen geschieht und auch nicht planbar wie ein Urlaub ist.

  • Familiensituation
  • Arbeitssituation
  • Armutsituation
  • Reichtumsituation
  • Gesundheitssituation

Bei all diesen Punkten besteht die Gefahr einsam und isoliert zu werden. Das ist allerdings eine krankmachende Einsamkeit, für die es kein Medikament gibt.

 

Mit Isolation und Einsamkeit beschreibt man in der Sozialpsychologie die Lebenssituation von Menschen, die wenig soziale Kontakte zu anderen Menschen haben. Je nachdem wie weit das durchschnittliche Maß an Kontakten unterschritten wird,  kann soziale Isolation zu erheblichen psychischen Problemen führen. 

Zur Entstehung sozialer Isolation können zahlreiche Faktoren beitragen, die zum Teil untereinander in einer Wechselbeziehung stehen und sich verstärken können. Fast alle dieser Faktoren kreisen um die Frage, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen zu können. Der Grund für diesen Ansatz liegt darin, dass eine solche Teilnahme die unabdingbare Voraussetzung dafür ist, soziale Kontakte herstellen zu können. Die Angst nicht dazuzugehören, wird bei psychisch labilen Menschen besonders groß sein. Dazu gehören Risikogrupen mit chronischen Krankheiten.  Quelle: Wikipedia


Bei Krankheiten wie Epilepsie kann es durchaus zu einer Abkapselung kommen. Die Krankheit selbst wird in der Öffentlichkeit zwar erwähnt, aber nicht wirklich wahrgenommen. Sie ist tabu, nicht erwünscht, man will nichts damit zu tun haben. Der Epilepsiekranke schämt und versteckt sich im öffentlichen Leben,  weil er sich selbst weniger, minderwertiger vorkommt. Er gibt sich selbst die Schuld an der ganzen Misere und wird sich öfter fragen; womit habe ich das alles verdient. Wenn dann noch die Ausklinkung zur Familie und Freunden dazukommt, ist ein einsamer kranker Mann/Frau oder Kind vorprogrammiert.


Das kann alles in besseren Bahnen ablaufen, wenn Akzeptanz auf beiden Seiten herrscht. Wenn die Familie, die/der Partnerin/Partner zusammenhalten und ein gewisser Halt dadurch entsteht.             Weil die große Mehrzahl der Menschen Angst vor Epilepsie hat und nicht viel Ahnung von unserer Krankheit, nehmen sie Abstand von uns.


Wenn man aber sein Leben nach eigenen Plänen aufbaut ohne die Anderen mit einzubeziehen, kann es schon  Momente geben wo man sich einsam und alleine fühlt. Man stößt auf Unverständnis und kann sich nicht in allen Kreisen bewegen. Es kann soweit kommen, dass dieses Leben nach den eigenen Ansichten sogar Sinn und Spaß machen kann. Man nimmt sich bewusst zurück, und zieht in seine eigene Welt als eine Art Selbstschutz oder Isolation. Dadurch hat man keinen Kontakt zu realen Welt, man ist in seinem Schmerz ganz allein gefangen.
 
Man macht dies ganz bewusst und meint jederzeit Kontakt mit Freunden aufrechterhalten zu können. Versuche über Interessensgruppen Freunde kennenzulernen, werden gemacht die ähnliches erleben. Dies kann auch über die neuen Medien, via Internet geschehen, dass sich geradezu in dem Moment als ideales Instrument anbietet. Dabei übersieht man gerne, dass man in ein noch tieferes Loch fällt.

 

Anfangs hat Epilepsie schon einsam gemacht, weil man sich schämt oder alles vor Anderen verheimlichen will. Und durch die neuen Medien, (Internet oder soziale Foren) bekommt man Möglichkeiten und Chancen,  dies zu ändern. Wünsche und Sehnsüchte meint man durch virtuelle Freundschaften zu bekommen. Dass diese Träume platzen könnten, will man nicht wahrhaben oder man nimmt es sogar   gerne in Kauf.


Man möchte gerne glauben, dass die Einsamkeit sogar schön und wichtig sein kann. Die eigene Wohnung ist ja der ideale Ort als „geschützter“ Raum, wo man "scheinbar" einen sicheren ungestörten Ort hat. Hier kann man sich von quälenden Gedanken befreien, so die eigene Meinung. Deshalb ist es gar nicht einfach, wieder mit der „Außenwelt“ zu kommunizieren. Man befürchtet überrollt zu werden und nicht mehr seine eigenen Wege gehen zu können.


Die Krankheit Epilepsie zu akzeptieren, mit ihr leben zu wollen, kommt in einem in diesem Moment nicht in den Sinn. Mir scheint, das jammern, klagen  und zetern solchen Menschen wichtig ist. Eine Portion Egoismus anderen gegenüber ist hier schon dabei. Sich zusammenzureißen, seine Krankheit zu akzeptieren und zu sagen „ich schaff das, mit starkem Willen schaff ich das“, wäre ein Weg. Aber ich glaube, das ist hier leider bei vielen Utopie.

Wer alleine ist und dass noch gerne, der muss auch wissen dass er zwangsläufig einsam wird und das ist er nicht gerne.


In diesem Sinne wünsche ich Euch gute, verständnisvolle Freunde die Euch den Weg zu einem akzeptablen Leben zeigen. Aber er muss den Mut haben, den Sprung ins reale Leben zu finden .


In diesem Sinne wünsche ich jedem die Kraft dazu.


Ihr Dieter Schmidt

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