Die Flut der neuen Medikamente

Die Flut der Medikamente, hat das System?

 

Eine kritische Hinterfragung sollte hier schon mal erlaubt sein. Gut 70 % aller Epilepsiepatienten sind froh, dass sie durch Medikamente anfallsfrei geworden sind. Das sollte doch ein guter Grund sein, sich mit der Krankheit zumindest arrangieren zu können. Meines Wissens, bestand schon in den 60er Jahren eine Anfallsfreiheit von fast 70%. Was sich anschließen verbessert hat, sind Verträglichkeit und Nebenwirkungen der Tabletten. Natürlich gab es bei den damaligen Medikamenten noch große Nebenwirkungen auf die inneren und äußeren Organe. Gerade hier konnten große Verbesserungen in der medizinischen Forschung erzielt werden. Ich lass mich aber gerne eines Besseren belehren, denn ich bin Laie und kein Fachmann.  Natürlich kommt noch die technische Verbesserung mit den Möglichkeiten der Untersuchungen (MRT, CCT, EEG)  und einer Operation hinzu. 

Man könnte also durchaus zufrieden sein, aber mit der Zeit entstand eine sehr große Unsicherheit bei Patient, Arzt und Apotheker.                                                                                                                                           

Der Grund ist: Zu viele Medikamente mit dem gleichen Wirkstoff sind auf dem Markt, es entsteht ein regelrechter Kampf der Arzneihersteller. Dadurch wird der Patient (und Arzt) enorm verunsichert und hat große Probleme das richtige Mittel zu finden. Wir haben ja sehr gute Medikamente, aber der Generikamarkt senkt zwangsläufig deren Qualität. Das ist sehr bedauerlich.

 

Epilepsie Geschichte, Fortschritte und Meilensteine

 

Die neuen Antiepileptika, Erklärungen der Notwendigkeit der vielen neuen Medikamente in den letzten 20 Jahren. Zusätzlich Erfahrungswerte der „Uraltmedikamente“

Die Geschichte der Epilepsie ist tausende Jahre alt. Die Fortschritte im Verständnis der zugrunde liegenden Ursachen der Epilepsie sind eng mit den Fortschritten der Hirnforschung und den modernen Wissenschaften verquickt. Sie bedeuten bessere Diagnose und Therapie. Vom Brom abgesehen beginnt die medikamentöse Behandlung aber erst 1912 mit der Entdeckung der antiepileptischen Wirksamkeit des Phenobarbitals, während die moderne Ära der Epilepsiechirurgie von Sir Victor Horsley (1886) eingeleitet wird.

Quelle: Heinz Gregor Wieser

Hier ist ein Diagamm der bisher erforschten Wirkstoffe. Quelle Dr. Krämer
Hier ist ein Diagamm der bisher erforschten Wirkstoffe. Quelle Dr. Krämer

Für einen Laien sieht es so aus, als hätte die Pharmaindustrie erst 1935 begonnen richtig zu forschen. Dann aber richtig mit allen technischen und medizinischen Möglichkeiten. Auffällig ist in der Graphik, dass zwischen 1965 und 1985 eine Entwicklungspause entstand.

Es wäre sehr wichtig zu erfahren, wie sich die Behandlung in diagnostischer Hinsicht bei Epilepsie verbessert hat. Das ist für Patienten wie Pharmaindustrie und der Medizin bestimmt sehr interessant.

Es sind die eigentlichen Wirkstoffe mit Ihren jeweiligen Vorteilen und auch Nachteilen interessant. Mir ist bewusst, dass hier  die Pharmaindustrie, aber auch die Ärzteschaft nicht sehr viel Interesse hat, hier ehrliche, realistische Einzelheiten preiszugeben. Aber realistische Aufarbeitung und Bekanntgabe ist allemal glaubwürdiger, als übermäßige Forschung. Denn es zählen am Ende die Ergebnisse, an denen muß sich die Forschung messen lassen. Das ist das eigentliche Ziel, denn Forschung ist sehr wichtig.

 

Vielleicht ist das alles ein-zwei Nummern zu groß für mich, aber ich möchte hier ein wenig Licht in die ganze Medikamentenflut bringen. Denn Patienten ergreifen jeden Strohhalm, aber  neue Medikamente sollten auch tatsächlich eine Verbesserung sein.

Mir ist schon klar, dass die Pharmaindustrie hier nicht freudig den Finger streckt ;-). Aber die guten Erfolge der letzten Jahre sind doch Anlass genug, uns Patienten aus der Verunsicherung zu holen. Auch die Ärzteschaft wird sich hier sehr schwer tun. Aber eine neue Glaubwürdigkeit wäre für alle gar nicht so schlecht. Es ist halt eine Überlegung von mir (ein absoluter Laie) das heutige Durcheinander, damit meine ich auch die Generikafirmen, ein bisschen aufzuhellen.

 

Hier noch ein kleiner Artikel, der zum Nachdenken führen soll:

Sondermüll in der Kloschüssel: In Deutschland landen zwischen 10 und 20 Prozent der Arzneimittel im Müll – mehrere Tausend Tonnen jährlich. Bis zu fünf Milliarden Euro im Jahr geben die Krankenkassen demnach völlig umsonst aus. Der Pharma-Müll belastet nicht nur das Gesundheitssystem, sondern auch Grund- und Trinkwasser. Denn jeder siebte Deutsche entsorgt seine Tabletten und Tropfen einfach über die Toilette. Aber nicht nur die Patienten entsorgen die überflüssigen Medikamente, auch Apotheken und Ärzte sind im hohen Maße daran beteiligt. Die nicht gebrauchten Medikamente werden "entsorgt".

Quelle: Die große Verschwendung, Greenpeace-Magazin 2.2009

 

Man schätzt, dass 20-30% der Antiepileptika nicht eingenommen werden! Das sollte zu denken geben!

 

Ich wünsch jedem den nötigen „Durchblick“ bei der Medikamentenwahl.

Freundliche Grüße

Dieter Schmidt

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Kommentare: 9
  • #1

    Marco (Sonntag, 14 Juli 2013 20:44)

    Hallo,
    zu letzterem kann man sagen, dass Medikamente, die man nicht mehr braucht, z. B. in der Apotheke abgegeben werden können, oder in eine Klinik mitgenommen werden können, wo sie noch verwendet werden.

    lg

  • #2

    Dieter (Dienstag, 16 Juli 2013 08:31)

    @Marco,

    das stimmte.......bis vor 2 Jahren. Das System hat sich wahrscheinlich als zu teuer erwiesen, leider. Ich brachte vor 1 Jahr eine Packung Lamotrigin zurück, weil ich sie nicht vertragen habe. Die haben lediglich gesagt, dass sie es in den Sondermüll tun. Obwohl die Packung (100 Stk.) noch mit Folie verpackt war. So eine Verschwendung regt mich auf.
    Liebe Grüße
    Dieter

  • #3

    Marco (Dienstag, 16 Juli 2013 15:26)

    Die Klinik schmeißt sie weg? :-O
    Das hat sich wieder irgend so ein Bürokrat ausgedacht.

  • #4

    Wedderauer Deern (Dienstag, 16 Juli 2013 20:15)

    Hi Dieter,
    neue Medis-aber sicher doch,
    die verbliebenen 30 % der noch Nicht anfallsfreien Epileptiker, wollen doch auch,ohne sich gleich operieren lassen zu müßen ihre Anfälle loswerden!
    Wobei viele vlt trotz Op und VNS, nicht anfallsfrei zu bekommen sind.
    Also schön weiterforschen lassen,die Pharmafirmen verdienen genug an uns.
    Mein neuer Neuro,
    hat,als ich bei meinen ersten Besuch bei ihm,noch 97 Rivotril Tablettten,die mir mein vorhergehender Neuro,nur mal so, zusätzlich verschrieben hat und die ich eigenmächtig nach 3 Tagen wieder abgesetzt habe,dankend entgegen genommen, :-)
    die Oxcarbazepin mußt ich,zur Apotheke brinken,so en Uraltmedi nimmt scholange keiner seiner Patienten mehr. ;-)
    lg aus de Wedderau :-*

  • #5

    Marco (Mittwoch, 17 Juli 2013 15:56)

    :-O
    Laut Graphik
    ist Zonisamid schon Mitte der 90er entwickelt worden. Komischerweise kam es erst zehn Jahre später auf den Markt. :-/

  • #6

    Marco (Mittwoch, 17 Juli 2013 19:46)

    Oder ist die Graphik ungenau? :-S

  • #7

    Dieter (Mittwoch, 17 Juli 2013 21:29)

    Da kann ich natürlich als Laie nichts genaues sagen, aber ich vertraue Dr. Krämers Angaben. Soweit ich in Wiki lesen konnte, wurde Zonisamid 1989 in Japan zugelassen. Wie gesagt, ich bin da überfragt :-(

  • #8

    Marco (Samstag, 20 Juli 2013 14:28)

    Dann war die Zulassung vermutlich in Europa erst später... :-S

  • #9

    Manfred (Dienstag, 23 Juli 2013 13:37)

    jo, die letzten 2 sin ja scho wieder weg. zulassung wohl nicht erreicht? Ich frag mich scho, warums die in anderen Ländern gibt und bei uns net. Sin doch scheins gute Medis, Oder?
    Was die Generiga ahgeht , hast scho recht. Ein übeles durcheinander. da weiß keiner meh bescheid
    lieben Gruß
    Manne