Eine Weihnachtsgeschichte für Kinder und Erwachsene

 

Anna und Max der Bär

 

Anna, ein 7-jähriges Mädchen, ist schon 5 Wochen im Krankenhaus. Sie hat seit ihrer Geburt Epilepsie, die schwer medikamentös einstellbar ist. Die Ärzte haben bereits 3 verschiedene Medikamente ausprobiert und immer noch kein befriedigendes Therapieergebnis erreicht. Trotz allem geben die Ärzte nicht auf und versuchen das bestmöglichste.

Anna bekommt mindestens 1-mal in der Woche einen großen Anfall. Deswegen sind ihre Eltern fast am verzweifeln, denn sie sehen keine Erfolge bei der Behandlung der Kleinen. Wahrscheinlich wird sie über Weihnachten im Krankenhaus bleiben müssen.

Doch sie sehen auch, dass ihr Kind gar nicht traurig ist. Eifrig erzählt ihnen Anna von dem großen, kräftigen und lieben Krankenpfleger Max der auf der Kinderstation arbeitet.

 

„Der war früher einmal ein Boxer“ sagt sie nicht ohne Stolz, „er ist so stark wie ein Bär. Er erzählt auch immer so interessante Geschichten.“            

Die Eltern von Anna sind erstaunt. Ein Boxer in der Pädiatrie Station ist schon was Seltsames. „Was für Geschichten erzählt er denn?“

Anna erzählt von Max und von seinen „Heldentaten“:

 

„Max war erst 18 und war schon der beste Jugend- Boxer in unserem Land. Deswegen wollte er boxen zu seinem Beruf machen. Er übte ganz fleißig und wurde auch immer besser. In den Zeitungen stand schon ganz viel von ihm.

Vielleicht kann man damit viel Geld verdienen, sagte er und seine Freunde meinten das auch. Am Anfang hat er auch immer gewonnen, aber dann bekam er bessere Gegner. Dann hat er auch manchmal verloren“.

 

Anna machte eine Pause und sah gespannt auf ihre Eltern. „Das hört sich ja richtig spannend an“ meinten sie, verstanden aber nicht wo hier die Zusammenhänge zwischen Boxer und Kinderpfleger sein sollten. „Erzähl weiter“ sagten ihre Eltern, „wie kommt so ein Boxtalent denn in eine Klinik und wird Krankenpfleger?“

 

Und Anna erzählte, nein sie sprudelte vor Eifer:

 

„Max war echt klasse, aber dann kam es zu einem ganz schlimmen Unfall.

Und das ist so passiert: Bei einem Boxkampf war Max echt gut und verhaute seinen Gegner ganz schlimm. Der konnte fast nicht mehr stehen und der Schiedsrichter hat den Kampf auch abgebrochen. Später sagte man Max, dass sein Gegner eine Blutung im Kopf bekommen hat. Und 3 Wochen später sagten die Ärzte, er hätte Epilepsie bekommen.

Max hat das nicht gewollt und es ging ihm gar nicht mehr gut. Er boxte noch 3-mal und verlor jedes Mal. Dann hat er nicht mehr geboxt, denn er hatte immer Angst, dass wieder so was passieren könnte“.

 

Wieder machte Anna eine Pause beim Erzählen, aber sie sah glücklich aus. „Max ist jetzt mein Freund, ihm kann ich alles erzählen. Er versteht mich wenn ich weine und er freut sich mit mir wenn ich lache.“

Annas Eltern hören mit großer Freude, dass ihr Kind so gut umsorgt wird.

„Erzähl bitte weiter, Anna…“

 

„ Die Geschichte ist ja fast fertig ……. Max wollte nicht mehr boxen, weil er lieber die Leute pflegen will, statt hauen. Deswegen ist er hier zu uns als Krankenpfleger gekommen. Und das macht er ganz toll, viel lieber als sich verhauen. Gestern hatte ich wieder einen Anfall und Max hat mich mit seinen starken Armen in mein Bett getragen. Nachher sagte er zu mir: Es macht mir nichts aus wenn Du hinfällst, Du kannst ja nichts dafür, wenn Du einen Anfall bekommst. Ich bin ja dazu da um dir wieder aufzuhelfen. Und dann erzählt er immer von seinen Boxgeschichten, gestern erzählte er sogar vom Christkind, das ist so spannend ich höre ihm gern zu“.

 

Annas Eltern wurden sehr nachdenklich, wie konnte ein ehemaliger Profiboxer sich so verändern. Es kam ihnen wie eine moderne Weihnachtgeschichte vor. Dieser starke Mann machten sie und ihre Anna so glücklich. Später unterhielten sie sich sehr lange mit Max, dem Bären. Er sagte ihnen, dass er damals mit dem boxen aufhörte, weil er es als seine Plicht ansah, seine vorhandenen Kräfte so einzusetzen, dass sie nützen und nicht schaden.

Max verdient nun ein Bruchteil dessen, was er als Boxer verdiente. Aber diesen Beruf macht er mit Leib und Seele und es macht ihn glücklich wenn er in erwartungsfrohe Kinderaugen schaut. Er weiß, hier kann er Menschen helfen, dass sie wieder gesund werden und nicht krank. Und das füllt ihn aus und macht ihn glücklich.

 

Ich wünsche Euch allen, dass Ihr einem Menschen begegnet der zuhört… Einen Menschen wie Max..

Euch allen eine schöne gesunde Advents- und Weihnachtszeit.

 

Euer Dieter Schmidt

 


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