Kommentar

Wie verbesserte sich die Wirkung der Antiepileptika in den letzten 150 Jahren

Ich möchte heute einen persönlichen (also laienhaften) Bericht über den medikamentösen  Fortschritt  von 1850 bis zur heutigen Zeit meine eigene Meinung schreiben. Im folgenden Absatz können Sie die Anfänge der Epilepsiebehandlung lesen:

 „Das erste wirksame Mittel bei schwer behandelbaren Epilepsien im Kindesalter ist das Medikament Brom (als Kaliumbromid) gegen epileptische Anfälle. Seine Entdeckung Mitte des 19. Jahrhunderts beruhte allerdings auf einem Missverständnis. Sir Charles Locock, Leibarzt der englischen Königin, war wie viele seiner Zeitgenossen der Auffassung, dass Sexualität im Allgemeinen und Onanie im Besonderen die Quelle vieler Übel sei, und er vermutete in der Onanie auch eine wesentliche Ursache von Epilepsien. Nachdem ihm aufgefallen war, dass Brom müde machte und allgemein Aktivitäten verminderte, hatte er unter der Vorstellung einer Abschwächung des Onanierens  Brom gegeben und eine eindeutige Besserung von Epilepsien festgestellt. Obwohl die Vermutung eines ursächlichen Zusammenhangs zwischen Onanie und Epilepsie mit Sicherheit falsch ist, war damit dennoch das erste wirksame Medikament gegen epileptische Anfälle entdeckt worden.

Es dauerte dann mehr als 50 Jahre, bis dem deutschen Nervenarzt Alfred Hauptmann Anfang des 20. Jahrhunderts die Beobachtung einer antiepileptischen Wirkung des Schlafmittels Phenobarbital gelang. Auch heute, einhundert Jahre später, ist Phenobarbital nicht zuletzt aufgrund seines günstigen Preises weltweit immer noch ein sehr oft eingesetztes Medikament gegen epileptische Anfälle“. 

Quelle: Dr. Günter Krämer (Übersetzung aus dem englischen)

Die ersten wirksamen Medikamente zur Behandlung von Epilepsien wurden also eher zufällig entdeckt. Daran hat sich bis heute trotz intensiver Forschungsbemühungen noch nicht viel geändert.

Diese Tatsache lässt den Schluss zu, dass die meisten Antiepileptika nur dämpfend  zur Anfallsverminderung beitragen. Auch der Wirkmechanismis ist bei vielen Medikamenten nicht bekannt, sicherlich sind die Wirkungsweisen von vielen Antiepileptika noch nicht ausreichend erforscht. Man kann also nicht immer begründen, wieso bestimmte Medikamente wirken.

Durch die neuen Medikamente verringerten sich aber die Nebenwirkungen, dies steht außer Frage. Aber vor 50 Jahren hatten wir auch schon eine Anfallsfreiheit von 65-70% der Epilepsien mit Medikamenteneinnahme.

Dies müsste doch für alle Pharmazieforscher sehr deprimierend sein, natürlich ist Forschung sehr wichtig und auch notwendig. Man kann nur hoffen, dass ein neuer, besserer Wirkstoff gefunden wird.

 

Bisher verhindern Antiepileptika das Auftreten von Anfällen, heilen die Epilepsie aber nicht.  Eine Ausnahme ist hier die Rolando-Epilepsie. Diese hört meistens während der Pubertät auf.       

Unter Heilung verstehen die meisten Menschen das Aufhören der durch eine Krankheit hervorgerufenen Beschwerden, ohne dass eine weitere Behandlung oder Einnahme von Medikamenten nötig ist. Andere sind schon damit zufrieden, wenn sie beschwerdefrei sind und die Medikamente gut vertragen. Auf Epilepsien bezogen bedeutet eine Heilung im ersten Fall eine Anfallsfreiheit nach Absetzen der Antiepileptika, während im zweiten Anfallsfreiheit unter Medikamenten ausreichend wäre.

Quelle: Dr. Günter Krämer

 

Die Heilung ist also mit den sämtlichen bislang zur Verfügung stehenden Mitteln leider bei den meisten Fällen noch nicht möglich, weil diese letztlich die epileptischen Anfälle als wichtigstes Symptom einer Epilepsie nur  unterdrücken und die Epilepsie selbst nicht nennenswert beeinflussen.

Natürlich haben wir modernstes Gerät für Untersuchungen, auch Operationen am Gehirn  sind heutzutage kein Problem mehr. Messen der Hirnströme, Untersuchung per Magnetresonanztomographie oder Computertomographie ist heute Standard. Man kann jeden Teil des Gehirns bis aufs zehntel mm genau lokalisieren und bestimmen, das sind sehr große Fortschritte. Man kann also vieles messen und bestimmen, doch in den einzelnen Menschen kann keiner genau blicken. Denn jeder ist anders, das wären Millionen, wenn nicht gar Milliarden Möglichkeiten um eine einzige richtige Diagnose zu erstellen. Die messbare Seite der durch diese neue Technik entstanden ist, ist hier eingetreten. Alles planbar zu ergründen zu können, wird wohl noch eine Weile dauern. Aber ist es tatsächlich erstrebenswert diese neue Technik bis ins Kleinste auszureizen? Dem Ziel gesünder, perfekter, und älter zu werden, stehe ich mit gemischten Gefühlen gegenüber. Auch  Genforschung wird als Chance gesehen, obwohl hier ethische Bedenken bestehen. Vielleicht werden einmal geklonte, erblich unbelastete Menschen auf unserer Erde sein. Für mich wäre das ein Horror-Szenarium. Euthanasie, (der ideale Mensch wie in der NS-Zeit) ist da nicht mehr weit weg. Vielleicht werden einmal neue Möglichkeiten und Wirkstoffe der Epilepsiebehandlung gefunden, die den Organismus des Menschen weniger belasten. Das wäre das Beste was in dieser Richtung erstrebenswert wäre.

Es wurden bisher immer mehr Medikamente in den letzten 25 Jahren erforscht die Besserung bringen sollen, aber die nackten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Die Anfallsfreiheit mit Medikamenten ist  immer noch bei 70%.

Diese ganze Medikamentenentwicklung wird genauestens durchdacht und ausgeführt. Neue Medikamente (auch Generika) bringen oftmals Unsicherheit bei Patient und Arzt.

DAS KANNS WOHL NICHT SEIN

Es entsteht der Eindruck, dass man sich im Kreise dreht. Aber der Gesundheitsmarkt ist scheinbar so geplant, dass jedes Medikament nach einer gewissen Zeit nicht mehr „in“ ist. Austauschen und wegwerfen, das hat sich in unserer Gesellschaft leider eingebürgert.

 

Durch diese (meiner Meinung nach) künstlich erhaltenen Arbeitsstellen (bei allen Industriezweigen) verteuern sich die Medikamente zwangsläufig. Es entsteht dadurch eine gefährlichen Spirale, weil jeder seine Arbeit und wenn möglich, mehr Verdienst haben möchte. Hier möchte ich mich nicht ausschließen, denn wer verzichtet schon freiwillig auf einen gesicherten Lebensstandard und Arbeitsplatz?

Eine Lösung dieses Problems wäre mit Einschränkung aller Menschen in den Industriestaaten verbunden. Hier sind die Industrie und die Gesundheitspolitik sehr gefragt!

 

Eine gute Zusammenarbeit der Schulmedizin mit der Alternativmedizin wäre ein erfolgversprechender Weg. Auch die vertrauliche Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient kann hier enormes bewirken. Aus Versprechungen der zuständigen Behörden, sollten hier auch Taten folgen.

Doch hier wird leider nicht im Namen von Hippokrates gehandelt. Ärzte und Naturmediziner sind hier zur Zusammenarbeit gefordert, im Sinne und zum Wohl der Kranken zu handeln. Aber das ist wohl nicht mehr so attraktiv und vielleicht auch zu teuer. Was die Ärzte darüber denken und wie sie dies mit ihrem Gewissen vereinbaren, ist zumindest mir schleierhaft. Das Ziel sollte doch die größtmögliche Verbesserung der Krankheit mit den bekannten und erfolgreichen Mitteln sein, doch billige Generika für den Kassenpatienten ist leider die Regel.  

Ich bin vielleicht ein hoffnungsloser Idealist, aber die Realität zu erwähnen sollte schon erlaubt sein.

 

Ich wünsche Euch eine gute Behandlung beim richtigen Arzt.

Euer Dieter Schmidt

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Kommentare: 2
  • #1

    Marco (Montag, 13 Januar 2014 13:48)

    Danke, Dieter. Den richtigen Arzt kann man immer gebrauchen.
    Hoffe du hast auch einen. ;-)

  • #2

    Dieter (Montag, 13 Januar 2014 20:44)

    Der Arzt ist natürlich wichtig :-) Ich hab auch eine gute Epileptologin. Die macht schon zusammen mit mir einen guten Austausch.
    Mir lag aber die ganze Medikamentensituation am Herzen...M